Die Qual der Wahl:

Wir hatten lange überlegt ob wir – Andreas, Martin und ich – unsere Paragleiter mit nach Pakistan nehmen sollen. Im Fokus dieser Expedition steht eigentlich das Skifahren, Klettern und Bergsteigen. Und aus Erfahrung wissen wir, dass man sich nicht zu viel vornehmen soll. 🙂  Doch ob es jetzt 20 oder 23 Kilogramm Übergepäck pro Person sind,  ist auch schon egal.

lensecapestories_at_Pakistan_Teaser_hike_and_fly from lensecape.com on Vimeo.

Und so haben wir uns entschlossen, die Schirme samt Retter und Gurtzeug für ein paar Hike&Fly Touren mitzunehmen. Für die Akklimatisationsphase perfekt. Das Packmaß der Ufos (Ultralight Flying Object) und der neuen Susi 3 von AirDesign ist sowieso sensationell und die Schirme würden wohl auch als Polster für das Handgepäck durchgehen. 😉

Martin beim „groundhandling“ auf 4000m – im Hintergrund das Whitehorn
Erste Nacht auf 4000 meter

Die erste Nacht auf 4000m brachte trotz Erschöpfung keinen guten Schlaf. Deshalb müssen wir uns in den nächsten Wochen gut akklimatisieren, damit wir in den Ruhephasen auch gut regenerieren. Mit müden Gliedern und etwas geschwächt treten wir nach magerem Frühstück vor die Hütte. Der Ausblick ist unbeschreiblich und lässt die Strapazen der Anreise fast in Vergessenheit geraten. Zum ersten Mal sehen wir unser großes Ziel: das Shimshal Whitehorn.

Die meisten von uns kennen es nur von Fotos. Ein unbeschreibliches Gefühl, diese mächtige, fast 2000hm steile, felsdurchsetzte Eis- bzw. Schneewand in Realität zu sehen. Sie befindet sich noch in weiter Ferne, jedoch diskutieren wir bereits Aufstiegs- bzw. Abfahrtsmöglichkeiten. Die Wand präsentiert sich uns sehr winterlich, mit viel Neuschnee, was zu dieser Jahreszeit eher ungewöhnlich ist.

Der Blick aufs Whitehorn
unser bisher höchster flug – 4750m

Doch jetzt heißt’s erstmal akklimatisieren. Das Wetter ist traumhaft. Wir starten von Zarthgurben auf den Wyn Sar Pass bis auf 4750m. Unser höchster Punkt bisher auf dieser Expedition.  Im Rucksack haben wir nichts weiter als unsere Schirme und ein Wasser. Es ist bereits 11 Uhr vormittags als wir endlich losstarten. Auf Grund der doch merklich spürbar dünner werdenden Luft, kommen wir nur langsam voran. Wie der Wind sich tageszeitlich verändert, konnten wir die letzten Tage gut beobachten, und somit war uns klar, dass wir uns beeilen müssen. Insgesamt fehlt einem natürlich die Erfahrung in diesem Gebiet. Der Wind nimmt ständig zu.

Jetzt oder nie – dachten wir – und so legen wir unsere Schirme auf einem perfektem Startplatz im Schnee aus. Ich bin als erster dran. Zum Glück starten die Ufos  wie von selbst. Ein kleiner Impuls genügt und die Kappe ist oben. Ein paar Schritte und ich tauche ein in die Weiten des  Karakorum Gebirges.

Mitten im Karakorum Gebirge
In den Weiten des Karakorums

Wie klein man sich auf einmal fühlt.  Die Aussicht war grandios. Wir können ein paar Aufwinde nutzen und somit mehr Zeit gewinnen um in dieser einzigartigen Kulisse unsere Runden zu drehen.  Zu unserer linken dann wieder der Ausblick auf unserer Ziel – das Shimshal Whitehorn.  Kurz drifte ich mit meinen Gedanken ab,  doch eine starke Böe holt mich in die Gegenwart zurück. Der Wind wird wie geahnt stärker. Die Turbulenzen kurz vor dem Landen waren wirklich enorm. Mit aller Mühe und aktivem Steuern des Schirms gelingt mir eine sanfte Landung. Die Winde sind in solch unbekannten Terrain wirklich schwer einzuschätzen. Innerhalb kürzester Zeit können diese derart an Kraft zulegen, dass an ein Fliegen nicht mehr zu denken ist. Wir waren gerade noch rechtzeitig dran. Ich bin erleichtert als ich auch Martin und Andreas sicher in meiner Nähe landen sehe.

einzigartige Atmosphäre im Karakorum
die erste Windfahne im Shimshal Tal
Flüge über Shimshal

Die nächsten Tage stehen Skifahren und weitere Akklimatisationstouren am Programm. Zum Ende hin gelingen uns aber noch weitere wunderschöne Flüge im Shimshal Valley. Die Einheimischen können es kaum glauben, als wir direkt vor ihrer Haustüre landen.  Natürlich wollen alle gleich selber fliegen. 😉 Mit viel Mühe können wir sie überzeugen, dass das keine gute Idee ist und sie doch erstmal am Boden etwas üben sollen.

Flug über Shimshal
Soheil (Shimshalee) beim üben

 

 

 

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Servas... :-)

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