Alpinklettern im Wüstenstaat
Am 19. Jänner Abflug nach Oman. Einen Tag vorher endet mein Bergführerkurs, da bleibt nicht viel Zeit zum Packen. Umdenken ist angesagt. Davor noch eine Woche auf Ski gestanden, heißts ab sofort in der Hitze in der Felswand zu braten.
Das Team: Manuel Baumgartner, Didi Niederbrunner, Simon Messner und Martin Sieberer. Am Folgetag kommen wir müde in Muscat, Oman an. Erste Challenge: Gesamtes Equipment in einen eher etwas zu klein geratenen SUV zu quetschen -> Check! Next Stop: Basecamp Jebel Misht. Simon kennt die Gegend und sein Insiderwissen wird die ganzen 3 Wochen noch von Vorteil sein.
Im Antlitz des Jebel Misht
Angekommen in der Steinwüste wird das Base Camp für die nächsten Wochen eingerichtet. Ein traumhafter Platz mit der Südwand des spektakulären Jebel Misht im Hintergrund. Der Wandabbruch des Jebel Misht misst teilweise 1000hm und zählt wohl zum Hauptziel ambitionierter Alpinkletterer im Oman, wobei diese Zahl überschaubar ist.
Didi und Manu bzw. Simon und ich bilden eine Seilschaft, welche wir bis zum Schluss beibehalten. Deshalb gilt der Großteil meiner Schilderungen der Touren von Simon und mir. Die kommenden Tage sind an Motivation wohl kaum zu übertreffen. In drei Tagen, drei Erstbegehungen. Die Touren alle im 7. Grad mit Wandhöhen bis zu 500hm.
Zwischen Jebel Kawr & Namwash
Die beeindruckendste Erstbegehung gelang uns im ganz linken Teil der „Al Kumeira Wand“ in der Nordwand des Jebel Kawr. Rechts der Route „CamelToe“ zieht unsere Linie „Batman“(VII+) ziemlich gerade bis auf das Gipfelplateau. Dort trafen wir wieder mit Manu und Didi zusammen, welche knapp neben uns ebenfalls eine coole Route klettern konnten.
Ein Pausetag ist bitter nötig. Wir nützen ihn um uns die Gegend ein wenig genauer anzuschauen und die Kohlenhydratspeicher wieder zu füllen.
Am kommenden Tag klettern wir in der Jebel Namwash Südost-Wand eine grandiose Route mit dem Namen „Sweatshop (VI)“ wobei der Name wörtlich zu nehmen ist. Die Tour führt direkt durch den zentralen Teil der jungfräulichen Wand.
Der Ausblick vom Basecamp auf den „Jebel Misht“ verleitet uns dazu, ebenfalls einen Versuch in dieser imposanten Wand zu starten. In den letzten Tagen haben wir vermehrt nach einer Möglichkeit gesucht, doch noch eine neue Linie durch die abgegraste Südost-Wand zu finden. Wir versuchen unser Glück rechts der Route „Intifada“. Den Vorbau klettern wir seilfrei. Über einen Pfeiler klettern wir steil über brüchiges Gelände und siehe da, ein Messerhaken. In der Wand ist es kaum noch möglich Neuland zu betreten. Etwas bedrückt klettern wir die schöne Verschneidung der „Intifada“, um im oberen Drittel der Wand eine direkte Variante im 6. Grad zu klettern. Erschöpft steigen wir am Gipfel aus und sind ebenso froh über diese gelungene Kletterei.
Endlich finden wir den Weg ins Wadi, wo wir erst mal richtig baden, lesen und relaxen können. Die Wadis sind eher touristisch, wenn man das in einem Land wie Oman sagen kann. Es kann vorkommen, dass man einem Touristen oder Omani über dem Weg läuft, aber meistens ist man ungestört.
Die folgenden zwei Tage klettern Simon und ich unsere bis dato besten zwei Routen in der „Al Kumeira Wall“ am Jebel Kawr. „Time will tell“(VII) startet leicht rechts von „Al Kumeira“ und zieht gerade durch die rechte steile Wand. Interessante Routenführung, die Schwierigkeiten meistens im 6./7. Grad führt die Route über schöne Platten im oberen Bereich auf das Gipfelplateau.
The Fortune Teller
Die letzten eineinhalb Wochen schlagen aufs Gemüt: müde Knochen von den zigtausend Höhenmetern, aber vor allem die mentale Belastung der meist anspruchsvollen Kletterei mit teils marginaler Absicherung machen uns zu schaffen. Trotzdem zwingen wir uns am nächsten Tag noch mal ins gleiche Gebiet. Eine beeindruckend Linie, welche wir am Vortag ausmachen konnten lässt uns nicht los. Zu Recht. Wir klettern die schönste Linie des Klettertrips. Links der Route „Al Kumeira“ zieht die Linie zwischen den Dächern durch und über fabelhafte Platten bis zum Gipfel. „The Fortune Teller“ (VII+) ist einer meiner schönsten Erstbegehungen überhaupt.
Oman what else?
Nach einer weiteren Variante im linken Wandteil des Jebel Kawr zieht es uns endlich weiter. Nach zwei Wochen Alpinklettern ist die Luft ein wenig draußen und wir wollen uns Land, Leute und noch zwei Sportklettergebiete genauer ansehen. Zuerst gibts einen Abstecher in die Wüste und dann weiter ans Meer.
Eine gelsige Nacht am Strand von Sur später, zieht es uns doch wieder weiter und wir landen im Wadi Bani. Einige Sportkletterrouten im Canyon sind gut um im Kopf wieder frei zu werden. Simon und ich ziehts dann doch wieder ins Alpine und wir klettern eine bereits angefangene, frei gegebene Route hinterm Camp fertig. Einige sehr brüchige Stellen, aber ein grandioser Ausstiegsriss führen zum Top von „Breaking Bad“ (VII).
Die letzten zwei Tage verbringen wir noch mit den Oman Climbing Locals in Hadash, einem grandiosen Spot zum Sportklettern. Nette Leute, wobei die Kletterlocals keine Omanis sind, sondern jobmäßig im Land sind und von weit her kommen.
Shukran Oman
Eine unglaublich spannende und abenteuerliche Zeit geht zu Ende. Wir konnten einige Wahnsinns-Touren in einem Land klettern, das nur so sprüht von Potential. Abenteuerklettern auf höchstem Niveau und im Einklang mit der Natur auf der einen Seite, erstklassige Sportklettergebiete auf der anderen Seite. Shukran Oman!! Wie der Terminator sagen würde: „I´ll be back“!!!
Topos: auf Anfrage!!